Hört den Schrei der Kleinen (KBW Miesbach)

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Das Projekt „Hört den Schrei der Kleinen!“ wurde vom Katholischen Kreisbildungswerk Miesbach durchgeführt. Bei den beiden Bildungsveranstaltungen im Rahmen des Projekts wurden die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche thematisiert und die daraus resultierenden Konsequenzen für das kirchliche Leben vor Ort reflektiert.

Die Bildungsinitiative wurde von der KEB München und Freising als Innovatives Projekt im Bildungsfeld der Politischen Bildung gefördert. <events Name="Missbrauch" keyword="Missbrauch"> Angebote zum Thema „Missbrauchsfälle innerhalb der Kirche“</events>

Projekthintergrund

Die Missbrauchfälle erschüttern die Kirche in ihren Grundfesten und selten haben Kirchenvertreter so wortreich ihre Sprachlosigkeit bekundet wie in der derzeitigen Debatte darüber. Die Ereignisse der Vergangenheit müssen aber bedingungslos aufgearbeitet werden. Sichtbare Zeichen hierfür sind der kircheninterne Missbrauchsgipfel in Rom mit der Ansprache des Papstes zum Abschluss dieser Konferenz im Februar 2019, die unter dem Titel „Hört den Schrei der Kleinen!“ stand, sowie die Hirtenbriefe der katholischen Bschöfe zur Fastenzeit 2019, die sich mit dem Thema beschäftigten, darunter auch der Hirtenbrief von Kardinal Reinhard Marx.

Gleichzeitig sind präventive Maßnahmen zu ergreifen, die in Zukunft Missbrauchstendenzen jeder Art verhindern. Die beiden Bildungsveranstaltungen zu dem Projekt reflektierten, wo auf Weg von der Reaktion zur Aktion sich die Kirche gerade befindet. Zudem wollten sie einen Beitrag zum weiteren Aufarbeitungsprozess leisten.

Konzept und Zielgruppe

Bereits in der Planungsphase fiel die Entscheidung, die verschiedenen Zielgruppen zu zwei Veranstaltungen einzuladen. Eine dieser Veranstaltungen sollte die haupt- und ehrenamtlich in der Kirche, und hier speziell im Dekanat Miesbach, Tätigen ansprechen: die eigene Betroffenheit, der Umgang mit Anfeindungen, persönliche Erlebnisse – all das sollte dabei besprochen werden.
Die andere Veranstaltung sollte den Diskussionsprozess von Vertretern der katholischen Kirche mit der breiten Öffentlichkeit fördern. Sie sollte sich also nach außen richten und jedem, der kommen wollte, die Gelegenheit geben, einen Vertreter der Diözese zu diesem Thema zu hören und vor allem auch Nachfragen dazu zu stellen, was getan wird und ob überhaupt genug getan wird.

Inhalte

Bei den Veranstaltungen wurde unter anderem auch der Frage nachgegangen, wie sehr die in der Kirche ehrenamtlich Tätigen von dem Schaden betroffen sind, den ihre Einrichtung derzeit nimmt. An erster Stelle steht immer das Leid der Missbrauchsopfer, das steht ohne jeden Zweifel fest. Danach ist aber auch zu fragen, wie es angesichts der schweren Straftaten, die in der Kirche passieren, all denjenigen geht, die sich tagtäglich für die Menschen in ihrer jeweiligen Pfarrei einsetzen. Referentin war Dr. Annette Langner-Pitschmann vom Internationalen Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen in Salzburg. Im Anschluss an ihren Impulsvortrag wurde auf dem Podium, an dem unter anderem auch der Präventionsbeauftragte des Erzbistums München und Freising, Peter Bartlechner, teilnahm, und gemeinsam mit den Zuhörer*innen über die Missbrauchsthematik und die bisherigen Reaktionen der Kirche darauf diskutiert. Dabei wurden Fragen erörtert wie z. B. „Welche dieser Worte sind bereits zu Taten geworden?“ oder „Wo lässt das Handeln noch auf sich warten?“

Resümee

Bei beiden Veranstaltungen kam es zu sehr intensiven Erlebnissen und Gesprächen. In beiden Fällen wurde deutlich: Reden hilft, denn der Austausch hat immer auch eine therapeutische Wirkung. Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass Reden und Zuhören wirkungsvolle Instrumente der Erwachsenenbildung sind, die auch zu heilen vermögen. Sowohl von den Teilnehmer*innen als auch in der Medienberichterstattung über die Veranstaltungen in der regionalen Presse wurde positiv hervorgehoben, dass nichts beschönigt wurde, dass die angesichts der Missbrauchsfälle herrschende Fassungslosigkeit ausgedrückt werden konnte und dass die Vorwürfe bezüglich der Taten, ihrer Vertuschung und der lange sehr verhaltenen Positionierung von Kirchenvertretern dazu unumwunden in den Raum gestellt werden konnten.

Zudem wurde aber auch Perspektivisches für zukünftiges Handeln aufgezeigt: Hier stand die Feststellung im Mittelpunkt, dass die Achtung vor dem Mitmenschen in allen Dimensionen stets das oberste Gebot sein muss. Und dazu gehört auch das Hinsehen, das Handeln und das Beschützen.

Innovative Aspekte

Mit dem Projekt griffen die Initiatoren ein Thema auf, das für die Kirche und die Gesellschaft hochaktuell ist. Die beiden Veranstaltungen stellten daher ein Beispiel dafür dar, wie dieses Thema im Rahmen der Erwachsenenbildung aufgegriffen werden kann. Dadurch trug das Katholische Bildungswerk im Landkreis Miesbach zu einem fundierten Diskussionsprozess bei, in dessen Verlauf sich die Kirche infrage stellt, auf diese Art und Weise aber auch weiterentwickelt.

Nachhaltigkeit und Übertragbarkeit

Nachdem die Missbrauchsthematik für die gesamte katholischen Kirche von hoher Relevanz ist, können die Inhalte, Referent*innen und Veranstaltungsformate des Projekts auch andernorts übernommen werden. Es hat sich dabei als richtig und wichtig erwiesen, diese schwierige Thematik im Rahmen der Erwachsenenbildung aufzugreifen. Denn erst wenn sich die Kirche dem schmerzhaften Prozess des Infragestellens aussetzt, ist sie wirklich bereit für grundlegende Veränderungen.

Kooperationspartner

Als Kooperationspartner konnten der Dekanatsrat Miesbach und das Internationale Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen in Salzburg gewonnen werden.

Links

Bericht über die erste der beiden Veranstaltungen des Projekts in der „Tegernseer Stimme“ von 13.5.2019.

Kontakt

Katholisches Bildungswerk im Landkreis Miesbach e.V.
Dr. Wolfgang Foit

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