Kulturdolmetscher plus – sharing empowerment

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Logo Kulturdolmetscher plus ©KEB München und Freising e.V.

Hintergrund

Eine Brücke zwischen den Kulturen bauen – wer könnte das besser als Menschen mit Migrationserfahrungen? Denn in zwei Kulturen zu Hause zu sein, ist eine große Ressource – für einen persönlich und für die Gesellschaft. Für eine gelingende Integration braucht es immer wieder „Übersetzer“ zwischen den Kulturen. Aus diesem Ansatz heraus wurde der Qualifizierungskurs „Kulturdolmetscher plus – sharing empowerment“ entwickelt, der inzwischen eine eingetragene Marke ist.
„Kulturdolmetscher plus – sharing empowerment“ hat seinen Ursprung in zwei innovativen Projekten, die durch das Dachauer Forum Erwachsenenbildung e.V. und die Stiftung Bildungszentrum der Erzdiözese München und Freising ins Leben gerufen wurden. Sie wurden gefördert mit Mitteln aus dem Programm Innovative Projekte Erwachsenenbildung (IPE) der KEB München und Freising e.V. und mit Fördergeldern der Erzdiözese München und Freising für Geflüchtete.

Ausgangspunkt kirchlicher Bildungsauftrag

Kirchliche Erwachsenenbildung, orientiert am christlichen Gottes- und Menschenbild, befähigt die Menschen „zu Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Solidarität und unterstützt sie, ihren Anteil zur Gestaltung der Gesellschaft beizutragen.“

Vor dem Hintergrund, dass alle Menschen ein Ebenbild Gottes sind, setzt sich die kirchliche Erwachsenenbildung in vielfältigen Kontexten dafür ein, dass menschenwürdiges Leben möglich ist. Dazu gehört auch, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Menschen an der jeweiligen Gesellschaft teilhaben und sich einbringen können.

Als Trägerin christlicher Werte wirkt die Katholische Erwachsenenbildung mit gelebter Solidarität und Nächstenliebe in die Gesellschaft und zeigt sich neben öffentlichen und privaten Bildungsinstitutionen nicht zuletzt im Bereich des interkulturellen und interreligiösen Dialogs als ein erfahrener, kompetenter und gleichberechtigter Bildungsträger.


Der Qualifizierungskurs „Kulturdolmetscher plus – sharing empowerment“

Spätestens seit dem großen Zustrom von Geflüchteten nach Westeuropa im September 2015 haben viele kirchliche und nichtkirchliche Bildungsträger erkannt, dass es für ein gutes Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft immer wieder Menschen braucht, die als „BrückenbauerInnen“ zwischen den Kulturen wirken. Es lassen sich daher eine Vielzahl an Angeboten auf den Bildungsmarkt finden, die MigrantInnen zu ehrenamtlichen KulturdolmetscherInnen, KulturlotsInnen oder Ähnlichem ausbilden. Die meisten dieser Angebote beschränken sich aber auf ein bis zwei Termine, bei denen die wichtigsten Grundlagen im Bereich der interkulturellen Kompetenz vermittelt werden.

Der Qualifizierungskurs „Kulturdolmetscher plus – sharing empowerment“ (im Folgenden kurz als „Kulturdolmetscher plus“ bezeichnet) hebt sich von diesen Angeboten deutlich ab: Bei ihm erwartet die Teilnehmenden eine intensive Auseinandersetzung mit dem Themenfeld der interkulturellen Kompetenz, aber auch eine autobiografische Auseinandersetzung mit der eigenen Migrations- und Integrationsgeschichte.

Bei dem Qualifizierungskurs wird anhand der Migrations- und Integrationserfahrungen der Teilnehmenden erarbeitet, was noch nicht integrierte Migranten für eine gelungene Integration benötigen und wo ihnen mit diversen Hilfestellungen die Integration erleichtert werden kann. Ebenso sollen die Kulturdolmetscher auf der anderen Seite in die deutsche Kultur hineinwirken, um Missverständnisse bei denen zu verhindern, die mit der „anderen“ Kultur nicht vertraut sind.

Die ausgebildeten Kulturdolmetscher unterstützen ehrenamtlich sowohl Migranten als auch verschiedenste Einrichtungen und Behörden bei der Kommunikation miteinander. Ihre Tätigkeiten fallen dort in den Bereich der interkulturellen Vermittlung, wie bspw. der sprachlichen und kulturellen Assistenz von Fachkräften, der Beratung über Herkunftsländer und -kulturen sowie der Begleitung und Unterstützung von Menschen mit Migrationshintergrund im Alltag.


Sharing Empowerment

Dieser Auftrag wird im Qualifizierungskurs „Kulturdolmetscher plus“ umgesetzt, denn er begleitet die Teilnehmenden auf ihrem interkulturellen Lernprozess und befähigt sie dazu, wiederum andere Menschen auf ihrem Weg zu unterstützen.

Interkulturelles Lernen erfordert von allen Beteiligten ein hohes Maß an Engagement und Offenheit. Im Laufe des Prozesses und auch bei den sich anschließenden Einsätzen sind die KulturdolmetscherInnen immer wieder gefordert, sich konstruktiv mit den eigenen und den Fremdheitserfahrungen, den Vorurteilen und kulturell bedingten Haltungen ihrer KlientInnen auseinanderzusetzen. Um diese Aufgabe sicher und kompetent wahrnehmen zu können, benötigt es ein solides Fundament, und das bietet der Qualifizierungskurs „Kulturdolmetscher plus“: Das Seminar beinhaltet 42 Unterrichtseinheiten (UE), erstreckt sich über einen Zeitraum von mehreren Wochen und wird durch viele praktische Übungen und Arbeitsanregungen ergänzt.

„Vielfalt leben!“

Wir sind davon überzeugt, dass Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen eine Bereicherung für unsere Gesellschaft darstellen. Um diese kulturelle Bereicherung wirklich wahrnehmen zu können und damit auch alle von ihr profitieren können, bedarf es oft einer Übersetzung von Kultur zu Kultur. Und damit Vielfalt tatsächlich auch gelebt und als Bereicherung empfunden werden kann, braucht es darüber hinaus Aushandlungsprozesse in ganz unterschiedlichen Situationen, an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Menschen. Der Qualifizierungskurs „Kulturdolmetscher plus“ möchte hier Grundlagen für ein kultursensibles Miteinander schaffen.

Didaktisches Konzept

Der Qualifizierungskurs „Kulturdolmetscher plus“ wird von einem bzw. einer interkulturell und pädagogisch kompetenten Referenten bzw. Referentin mit eigener Migrationserfahrung – ggf. im Tandem mit einem bzw. einer nicht-bikulturellem/n TrainerIn – geleitet. Ausgangspunkt bilden die persönlichen Erfahrungen der Kursteilnehmenden, die sich im Laufe des Kurses mit folgenden Themen auseinandersetzen:

  • Kultur (4 UE)
  • Werte und Normen (4 UE)
  • Migration und kulturelle Fremdheit (4 UE)
  • Interkulturelle Begegnung und Kommunikation im interkulturellen Kontext (6 UE)
  • Christentum in Deutschland
  • Erziehung, Familie und Rollenbilder interkulturell
  • Bildung und Bildungssysteme
  • Gesundheit interkulturell
  • Asyl und Beratung
  • Grenzen des Ehrenamts und bürgerschaftlichen Engagements

Der oben angeführte Umfang der Kernthemen Kultur, Werte und Normen, interkulturelle Begegnung und Kommunikation im interkulturellen Kontext sowie Migration und kulturelle Fremdheit (insgesamt 18 UE) ist obligatorisch, die restlichen Themen können je nach Bedarf und Interesse innerhalb der Gruppe im Umfang variieren und von der Kursleitung eigenverantwortlich auf die verbleibenden Unterrichtseinheiten verteilt werden. Zudem stellt die Kursleitung sicher, dass ggf. weitere Themen aus dem Kreis der TeilnehmerInnen ihren Platz im Kurs finden. Die persönlichen Erfahrungen der KursteilnehmerInnen werden in angemessenem Umfang mit theoretischem Hintergrundwissen in den globalen Kontext interkultureller Kompetenz gestellt und reflektiert.

Teil des Kurses ist auch eine Praxisaufgabe, bei er die angehenden KulturdolmetscherInnen erste Erfahrungen sammeln und im Kurs reflektieren können.

Nach erfolgreich abgeschlossener Qualifizierung erhalten KulturdolmetscherInnen ein Zertifikat und einen Ausweis.

Weiterführende Links

Innovatives Projekt Qualifizierungskurs KulturdolmetscherIn (Dachauer Forum)

Innovatives Projekt Multiplizierung des Kulturdolmetscher-Kurses mit Ausbildung von KursleiterInnen

Qualifizierungskurse wurden bisher von folgenden Trägern angeboten:

Dachauer Forum Erwachsenenbildung e.V.

Stiftung Bildungszentrum der Erzdiözese München und Freising im Kardinal-Döpfner-Haus

Kreisbildungswerk Bru­cker Forum e.V. Ka­tho­li­sche Er­wach­se­nen­bil­dung


Kontakt

KEB München und Freising

Annemarie Eckardt

AnEckardt@eomuc.de